Moritzburger Schloss-Triathlon 2013 – Langdistanz (IronMan/BarockMan)
Die Entscheidung
Nach dem Rennsteiglauf (Supermarathon) im vergangen Jahr galt es auch für dieses Jahr wieder eine interessante sportliche Herausforderung zu finden, welche mich an neue persönliche Grenzen bringen sollte. Nach der Entscheidung einen Triathlon zu versuchen gab es nur die beiden Optionen “Langdistanz” oder “Halbdistanz”. Da der IRONMAN in Hawaii leider (für mich) unerreichbar ist (Qualifikation vorrangig über professionelle Ergebnisse) wollte ich einen der nationalen Wettkämpfe wahrnehmen. Frankfurt und Regensburg waren die beiden zur Gruppe der IRONMAN gehörenden Veranstaltungen innerhalb Deutschlands. Mit Anmeldebeiträgen von 520€ bzw. 430€ (zusätzlich Übernachtung, An-/Abreise, Verpflegung, Transport) sind diese allerdings auch eine finanzielle und logistische Herausforderung. In einem Gespräch unter Freunden wurde mir dann der Moritzburger Schloss-Triathlon empfohlen, welcher ebenfalls die Langdistanz anbietet. Bei einer relativ kurzen Anmeldefrist (Teilnehmerlimit 111 Anmeldungen) galt es schnell zu sein. So entschied ich mich zu Silvester, getreu dem Motto “keine halben Sachen”, die volle Distanz zu wagen. Das heißt 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und letztlich 42,2 km Rennen.
Das Training
Mit der erfolgreichen Anmeldung am 01.01.2013 um 18:00 Uhr galt es nun intensiv mit dem Training zu beginnen. Insgesamt hatte ich 5 Monate Zeit, meinen Körper auf eine derartige Belastung vor zu bereiten. So fing das Jahr trotz viel Schnee und klirrender Kälte mit täglichem Sport an. Nach der Arbeit hieß es jeden Tag Sportsachen anziehen und laufen, schwimmen oder Gewichte heben. Schnell purzelten die ersten Kilos. Mit etwa 10 Stunden bis 14 Stunden Sport jede Woche verliefen die ersten drei Monate fast reibungslos. Durch ein paar krankheitlich bedingte Zwangspausen verlief das Training im April und Mai eher suboptimal. So war ich in den letzten beiden Monaten jeweils nur 1-mal Schwimmen und habe die letzten 17 Tage vor dem Wettkampf keinen Sport machen können. Auch hat der späte Frühling/Sommer die geplanten Fahrrad Touren deutlich behindert. Folgend eine detaillierte Auflistung des Trainings:
Gesamt 2013 (alle Sportarten): 232 Stunden 26 Minuten (166.833 kcal)
Monat | Dauer [hh:mm:ss] | Verbrauch [kcal] | Gewicht [kg] |
Dezember 2012 | 13:48:34 | 9.185 | 84.8 |
Januar 2013 | 54:22:55 | 37.882 | 80.1 |
Februar 2013 | 40:05:10 | 30.622 | 76.18 |
März 2013 | 54:17:18 | 39.311 | 75.41 |
April 2013 | 38:54:26 | 29.743 | 74.06 |
Mai 2013 | 43:30:53 | 28.113 | 71.27 |
Juni 2013 | 01:15:47 | 1.155 | 69.3 |
Laufen 2013: 94h 50min (1158km)
Radfahren 2013: 27h 22min (608km)
Schwimmen 2013: 21h 38min (35,km)
Kraftsport 2013: 20h 15min
Die Vorbereitung
Eine gute Vorbereitung ist eine wichtige Grundlage für einen reibungslosen Ablauf. So bin ich mit einem Freund bereits am Freitag nach Moritzburg gefahren und habe mir die Fahrradstrecke anschauen können. Danach habe ich die Startunterlagen abgeholt und das Fahrrad in der Wechselzone platziert. Ich hatte zuvor neue Reifen aufgezogen, einen Aero-Lenkeraufsatz montiert, allen unnötigen Schnickschnack entfernt (Lampen, …) und bereits 6 Sport-Gel auf den Rahmen geklebt. Nachdem ich zwischenzeitlich noch 2-mal zum Auto musste (Ausweis für Startunterlagen und Triathlon Armband für die Wechselzone holen) konnten wir nun Heim fahren und beim sog. Carboloading so viel Energie tanken wie möglich. Während der gemütlichen “Fressorgie” wurde von der Wettkampfleitung entschieden, dass Neopren Pflicht für das Schwimmen ist. Johann konnte glücklicherweise gegen 22:00 Uhr noch einen Neopren Anzug von einem Freund besorgen. Kurz darauf habe ich alle weiteren Sportsachen in unterschiedliche Beutel gepackt und mehrfach auf Vollständigkeit geprüft. Entgegen allen sonstigen Einzelsportveranstaltungen galt es alles notwendige leicht und einfach zu verpacken und an 3 Sportarten auf einmal zu denken. Entsprechend waren auch die Nerven und Gedanken in der Nacht komplett auf den Wettkampf orientiert, weshalb ich kein Auge schließen konnte. An folgende Dinge musste ich u.A. denken: Fahrradschuhe, Fahrradcomputer, 2 Trinkflaschen, Fahrradsportsachen, Fahrradbrille, Ersatzschlauch, Flickzeug, Fahrradhandschuhe, Laufsportsachen, Laufschuhe, 2 Unterhosen, 3 Paar Socken, Schwimmbrille, Schwimmkappe, Zeitmesschip, Handtuch, Wechselsachen, Pflaster + Cremes, Ausweis + Geld + Schlüssel… Alles musste richtig verpackt und z.T. vor Regen geschützt werden.
Am nächsten Tag in der Wechselzone angekommen habe ich alle Beutel um das Fahrrad gelegt und den Neopren angezogen. Johann hat noch ein Startnummernband geholt, welches ich ebenfalls noch nicht besaß. Auf dem Weg zum Schwimmstart wurde ich dann von einer freundlichen Zuschauerin darauf hingewiesen, dass ich den Neopren Anzug links verdreht angezogen habe. Pünktlich zum Start saß der Anzug richtig und ich hüpfte in den braunen Tümpel, bereit zum Start.
Der Wettkampf
Zuerst musste ich für die 3,8 km im Moritzburger Teich 2 Runden schwimmen. Die ersten 300 Meter konnte ich problemlos kraulen. Doch kurz darauf machte sich das fehlende Schwimmtraining bemerkbar. So bin ich etwa 70% der ersten Runde nur Brust geschwommen. Als mir dann bereits die Knie schmerzten und das Hauptfeld in weiter Ferne lag, versuchte ich in der zweiten Runde mich stärker auf das Kraulen zu konzentrieren. So war das Verhältnis etwa umgekehrt und das Tempo wenig schneller. Eine derartige Distanz war sehr ungewohnt. Die Wasserbojen waren gefühlt am anderen Ende der Welt und ein Fortschritt im Wasser war sehr mühsam. Die vielen Blicke nach Vorne um die Schwimmrichtung zu korrigieren und der hohe Anteil an Brustschwimmen hatten letztlich ihren Tribut gefordert. So kam ich nach 1 Stunde und 35 Minuten mit Nacken- und Knieschmerzen aus dem Wasser.
Etwas erleichtert nicht Letzter zu sein und überrascht von der doch letztlich verhältnismäßig positiven Schwimmleistung ging ich in die Wechselzone, zog den Neoprenanzug aus, trocknete mich etwas ab und bereitete mich auf das Fahrradfahren vor. Nach einem kurzen Plausch mit dem Moderator, welcher feststellte, dass es sich bei meinem Fahrrad um ein Crossrad handelte, fuhr ich mit leichten Schmerzen los. Bereits nach 200 Metern stellte ich fest, dass ich meinen Fahrradcomputer in der Wechselzone liegen gelassen hatte. Demnach konnte ich meine Geschwindigkeit während der gesamten Fahrt lediglich über die Uhrzeit am Telefon pro Runde abschätzen. Trotzdem guter Dinge bog ich in die erste von 6 Runden ab und versuchte alles mir mögliche auf dem Rad zu geben. Die Muskeln waren nur wenig beansprucht und die Entzündung im Knie wurde verdrängt. Pro Runde (etwa 28 km) gab es zwei Sport-Gels, eine Banane und etwa 1 Liter abwechselnd Wasser und Iso. Diese Kombination erwies sich letztlich als optimal. So bin ich ohne Krämpfe und ohne Hunger oder Durst die kompletten 180 km ohne Pausen komplett durchgefahren. Einzig die Motivation in Runde 3 stellt mich kurz vor den Abbruch des Wettkampfs. Die Schmerzen im Nacken, verstärkt durch die ungewohnte Haltung im Aero-Lenkeraufsatz, und die permanent vorbei preschende Konkurrenz mit ihren Scheibenrädern ließen mich stark an mir selbst zweifeln. So nahm die Rundenzeit von 57 Minuten für die erste Runde, 58 Minuten für die zweite Runde und 60 Minuten für die dritte Runde konstant ab. Als in der 4. Runde die Teilnehmer der Halbdistanz auf den Rundkurs dazu stießen, wurde die Fahrt wieder etwas “spannender”. Das Überholen der ersten Halbdistanz’ler am Ende von Runde vier gab mir einen enormen Motivationsschub und führte dazu, dass die vierte Runde mit 58 Minuten wieder etwas schneller wurde. In Runde fünf konnte ich kraftvoll in die Pedale treten und ging mit 54 min schon fast auf Angriff über. Um nicht zu “überpacen” nahm ich jedoch etwas das Tempo raus und bereitete mich moralisch auf die nächste Disziplin vor. Mit 59 min in der letzten Runde ging es schon fast gemütlich wieder in die Wechselzone, welche ich nach 6 Stunden und 8 Minuten für die 180 km überglücklich und stolz auf die Zeit blickend erreichte. Die ungewohnte lange Distanz in Klickschuhen hatte zu tauben Zehen geführt, welche in den stark gedämpften Laufschuhen mit 2 Socken allerdings relativ schnell wieder beweglich wurden.
Der Wechsel zum Laufen war mit etwas über 5 Minuten wenig schneller als der zum Radfahren (8 Minuten). Die Entzündung im linken Knie war noch immer spürbar, aber mit Blick auf den Rennsteiglauf schon fast Gewohnheit bei langen Läufen. So lief es sich problemlos die ersten Kilometer und Runde 1 von 6 war gefühlt ein Spaziergang. Überrascht von den vielen langsamen Läufern auf der Strecke war es an der Zeit, ein paar Plätze gut zu machen und möglichst viele “Kontrahenden” zu überholen. Die ersten drei Runden befanden sich noch viele Halbdistanz’ler auf der Strecke und behinderten Teils die engen Wege durch ihr Gehen. Nach vier Runden wurde zwar mehr Platz, aber die Beine realisierten langsam, was sie den ganzen Tag bisher geleistet hatten. So wurden die Schritte schwerer und langsamer. Jede Runde gab es ein Band um den Arm und die anderen Teilnehmer hatten bereits so viele Bänder! Leicht geknickt konnte mich Johann aber mit der Uhrzeit und damit möglichen Zielzeit wieder motivieren etwas schneller zu laufen. So waren die letzten 2 Runden zwar körperlich die am deutlich anstrengendsten, aber wohl möglich auch die schnellsten Runden im Marathon. Ein kurzer Plausch mit einem älteren Herrn auf der letzten Runde lockerte die Stimmung zusätzlich auf. Mit 4 Stunden und 12 Minuten war das nicht mein schnellster Marathon, aber wohl einer der Interessantesten.
Nach 12 Stunden 10 Minuten und 09 Sekunden bin ich schlussendlich ohne Verletzung und größeren Schmerzen im Ziel angekommen. Um eine Erfahrung reicher war dies mein erster und vermutlich auch einziger Triathlon. Der Wechsel der Sportarten ist eine Herausforderung, jedoch fühle ich mich bei einer festen Sportart deutlich wohler. Die Distanz und die Dauer waren durch das viele Training, wenn auch etwas unausgewogen, möglich und im Nachhinein bin ich froh, nicht die Halbdistanz gemacht zu haben ? Ich bin auch ein wenig stolz, mich nun Triathlon-Langdistanz-Finisher nennen zu können, und kann jedem nur empfehlen, sich jedes Jahr eine neue sportliche Herausforderung zu suchen. Denn nur so kann man sich für das Training motivieren!
Ein besonderer Dank gilt Johann, welcher mich zum Wettkampf und Heim gefahren hat, den ganzen Tag an der Strecke stand und Fotos gemacht hat, und sich um eine Reihe wichtiger Dinge (z.B. Neoprenanzug) gekümmert hat. Alleine ist ein solcher Wettkampf fast unmöglich zu stemmen. Mit Konzentration auf den Körper ist eine organisierende Seele immer zu empfehlen! Zusätzlich gilt mein Dank auch an Christian und Johann für das Fahrrad Training und allen weiteren Zuschauern an der Strecke welche mich angefeuert haben! Das Streckenpersonal war so motiviert wie auf keinem anderen Event bisher. Die Organisation des Events selbst funktionierte auch tadellos. da können sich die größeren Veranstalter gerne eine Scheibe von abschneiden.
Das Ergebnis
3,8km Schwimmen: 1h 35min
Wechselzeit: 8min 32sek
180km Radfahren: 6h 08min (= 29,35km/h)
Wechselzeit: 5min 07sek
42,2km Marathon: 4h 12min
Triathlon Gesamt: 12h 10min 09sek
Platz: 62 (von 90 Teilnehmern)
Ernährung: 21 Sport-Gels, 8 Bananen